M – kunstvolles Schlachtfest

Nein, natürlich haben wir nicht an einem Schlachtfest teilgenommen. Mal abgesehen davon, dass in China in eine Markhalle gehen von einem Schlachtfest auch nicht wirklich weit entfernt ist. 🙂

Wir waren im „1933“ am Wochenende. Und während in Deutschland vermutlich kaum ein Haus so benannt werden würde, ist es hier ein ganzer Komplex. Nach dem Baujahr des riesigen Betonklotzes, der 1933 eröffnet wurde und als Schlachthaus diente…


Währen es von außen „genauso schön wie damals“ ist, hat sich vor ein paar Jahren ein Investor gefunden, der sich dem Innenleben angenommen hat. Kleine Geschäfte, Cafés, Restaurants und Gallerien sind im inneren und betten sich wirklich schön in die „Brückenlandschaft“ der Innenhöfe ein. Diese Brücken dienten der Viehtreiberei von der Anlieferung zur Schlachtbank. Komisch, in unserer schönen Welt mit in Plastikfolie eingewickeltem Nackensteak im Kühlregal, denkt mal selten an ein Gebäude wie dieses hier…

Wir haben (gemeinsam mit 20 anderen, eher asiatischen Pärchen) ein paar wirklich schöne Fotos in den alten Mauern geschossen. Das wirklich coole an dem Ort sind nämlich die Lichtverhältnisse und die Brückenlandschaft an sich. Kaum einer ist in den Geschäften. Was man auch daran sieht, das nicht mehr alle Geschäfte wirklich offen haben. Die meisten Menschen sind hier zum Selfis machen. Und hier lohnt sich endlich mal mein neues 50mm Objektiv.

Nachdem wir alles weggeguckt haben, laufen wir mit Kamera im Anschlag noch bissel weiter übers Gelände und biegen dann Richtung Fluss ab. Wir haben Hunger und BonApp kennt hier oben an der Hailun Road nur zwei bereits bewertete Restaurants. Und eins davon ist…


In der Ha’erbin Street. Diese etwas künstlerisch untermalte Straße erinnert mich ans G-Art und ist gleich der zweite Selfispot hier „oben“. Mal abgesehen das wir Glück mit dem Wetter hatten, ist das ganze Treiben auf der Strasse echt eine Schau. TukTuks wechseln sich mit S-Klassen, Bauarbeiter laufen neben Studenten und zwischendrin stehen Chinesinnen im Sonntags-WallaWalla Kleidchen und machen Fotos. Oder lassen Fotos von ihren Freund(Inn)en (teilweise auch im WallaWalla Kleid) machen. Herausragende Kombination: Chinesin im Rosa WallaWalla Kleidchen auf Orangenen MoBike Fahrad. Da hab ich sogar selbst Lust ein Foto zu machen. 🙂

Weil es soviel Spaß macht, schauen wir uns das noch bisschen an und setzen uns ins Central Perks. In dem gibt es neben guten Kaffee, leckerer Waffel, einem Burger mit gutem Preis-Leistungsverhältnis auch noch die Serie Friends am laufenden Band. 

Wieder ein typischer China Moment: Ein Chinese kommt mit nem Starbucksbecher rein, bestellt nix und schaut einfach Friends. Undenkbar in Deutschland. Vor allem, weil der Kaffee hier viel besser ist, als im Starbucks. Aber der Besitzer sagt nix und stellt ihm noch ein Glas Wasser hin.

Unser Ausflug ist nach Kaffee, Burger und Waffel noch nicht rum, wir wollen noch an die Moganshan Road. Eine Kunststrasse mit Grafitti und Unmengen an Gallerien im Norden des Stadtzentrums. Und ja, wenn man da ankommt, sieht es schon sehr interessant aus. Irgendwas großes wird da hinter Zaun gebaut und davor sind Unmengen an Graffitti-Kunst zu sehen.


Teilweise gerade am entstehen. Echt cool. Rundherum sind Gallerien und Kunststshops, die wir mit stauen aber manchmal auch Kopfschütteln durchstreifen. Einige Werke brauchen einfach ne Weile bis sie im Kopf durchgereist sind („Weile“ ist definiert von n bis Unendlich, wobei n die Anzahl der Minuten aus der Menge der natürlichen Zahlen ist) , andere schlagen sofort ein (n=0). Echt coole Ecke. 

Wir setzen uns noch bissel unter einem Baum und stellen fest, das das hier vermutlich ein beliebter erster Date Spot ist. Warum? Na ganz einfach:

Hast du dich im Outfit vergriffen, egal ob zu schick, zu abgedreht oder zu locker, du kannst immer sagen es ist Kunst. Dann wirkst du automatisch kulturinteressiert, wenn du hier hin gehst. Und du kannst schon mal Diskussionen üben. „Das ist aber ein echtes Kunstwerk…“ – „Ist es nicht!“ – „ist es wohl“…

Wir machen uns dann mal auf den Weg nach Hause. Genug Fotografie, Kunst und Kultur fürs Wochenende…

5 Antworten auf “M – kunstvolles Schlachtfest”

  1. Vielleicht gibt es Lichtverhältnisse, welche aus einer Sauerkirsche eine Süsskirsche machen 🙏Für die Liebe auf den ersten Blick wäre es sicher ein entscheidender Vorteil 😛

    Like

    1. Sehr guter Ansatz… die Frage ist, was macht man dann mit seiner Süsskirsche wenn mal das Licht net so gut ist, oder gar im Dunkeln? Nicht das sie dann sauer wird. 🙂

      Like

  2. Das Schlachthaus sieht gut aus .Gab es aber auch in Deutschland ähnlich. Im Chemnitz ist da jetzt auf den Gelände die Sachsen Allee untergebracht. Die neuen Schlachthäuser sind mit viel mehr Technik ausgestattet und und nicht mehr so schön anzuschauen . Ich glaube diese Art von Künstlern arbeiten bei uns nur nachts und immer ein Auge auf den Fluchtweg.

    Like

Hinterlasse einen Kommentar